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Ungeliebte Forschung

Warum Wissenschaft oft auf Widerstand trifft

Gewissenlose Menschenkloner und spleenige Erfinder: Für Menschen außerhalb der Universitäten ist die Welt der Wissenschaft oft furchterregend. Unwissenheit schürt Ängste und reißt einen tiefen Graben zwischen Gesellschaft und Wissenschaft.

Garching bei München bietet ein Beispiel für das Unbehagen gegenüber der Wissenschaft. Der Neubau einer Neutronenquelle sorgt dort seit Mitte der neunziger Jahre für Angst und Aufregung.

Reaktor in Garching
     Gegner warnen vor einer angeblichen radioaktiven Verseuchung der Flüsse, die von dem Reaktor ausgehen soll, und demonstrieren gegen die möglicherweise tödliche Bedrohung des Forschungsreaktors. Die Aufregung steht aber in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Risiko, denn beim Bau der Forschungseinrichtung wurden entsprechende Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Die zusätzliche radioaktive Belastung in der Umgebung ist extrem gering: rund 1500 Mal niedriger als durch die natürliche Radioaktivität im Raum München.

Panische Angst vor jeder Technik, die mit Radioaktivität arbeitet, hat den Aufbau dieses Forschungszentrums über einige Jahre blockiert. Die im Reaktor freigesetzten Neutronen werden vielfältig eingesetzt - von der Materialanalyse bis zur medizinischen Anwendung reicht das Spektrum. Von einer Gefährdung der Bevölkerung kann - rational betrachtet - nicht gesprochen werden.

Castor-Transporte
     Doch die Angst vor Verstrahlung ist tief verwurzelt. Das zeigen zum Beispiel die Castor-Transporte: Immer wieder war in den Nachrichten die Rede von einem hohen Strahlenrisiko für die Polizisten, die den Castor begleiteten. Diese Meldungen wurden von den Castor-Gegnern dankbar aufgenommen. Das tatsächliche Risiko war jedoch minimal, die Strahlenbelastung für Polizisten, die sechs Stunden den Castor begleiteten, entspricht der Belastung, der Passagiere auf einem Flug in die USA ausgesetzt sind.

Als weiteres sensibles Forschungsfeld gilt die Gentechnik. Auch ihre Entwicklung wird seit jeher in Deutschland blockiert - größtenteils aus emotionalen Gründen. Sachkenntnis spielt kaum eine Rolle. So glauben 40 Prozent der Deutschen sogar, dass nur manipulierte Pflanzen Gene beinhalten - normales Gemüse angeblich nicht. Kein Wunder, dass sich begründete und unbegründete Ängste in der Bevölkerung vermischen und Widerstand auslösen. Sachliche Argumentation kann in diesem Klima nicht gedeihen.

Netzwerk von Experten
     Niemand möchte die unbekannte, geheimnisvolle Technologie vor seiner eigenen Haustür haben - medienwirksame Protestaktionen verstärken die Ängste. In diesem Spannungsfeld zwischen Technologie, Wissenschaft und Gesellschaft ist die Politik gefordert - doch meist fehlt auch den Politikern das notwendige Wissen. Aus diesem Grund steht ihnen ein Netzwerk von Experten zur Seite.

Eigene Forschungsanstalten, extra einberufene Kommissionen und persönliche Berater sollen Parlament und Regierung Entscheidungshilfen geben. Aber wie weit andere politische Interessen und Taktiken die gewonnenen Erkenntnisse wieder überlagern, lässt sich nur selten klären.